Absinth, oft auch als «die grüne Fee» bezeichnet, ist ein hochprozentiges, alkoholisches Getränk, das durch seine markante grüne Farbe und seinen Anisgeschmack bekannt ist. Die Geschichte des Absinths ist sowohl faszinierend als auch kontrovers, besonders in Bezug auf sein Verbot in Frankreich im frühen 20. Jahrhundert.
Ursprünglich wurde Absinth im 17. Jahrhundert in der Schweiz entwickelt und fand schnell auch seine Verbreitung in Frankreich, vor allem während des späten 19. Jahrhunderts. Das Getränk erfreute sich besonders unter Künstlern und Schriftstellern in Paris grosser Beliebtheit.
Berühmte Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh, Oscar Wilde und Ernest Hemingway zählten zu seinen Verfechtern. Doch trotz seiner Beliebtheit entwickelte sich Absinth auch zum Gegenstand grosser öffentlicher Besorgnis.
Das Verbot von Absinth in Frankreich kann auf eine Kombination von gesundheitlichen, sozialen und politischen Faktoren zurückgeführt werden. Medizinische Bedenken standen im Vordergrund, da Absinth als potenziell schädlich galt.
Es wurde oft mit Thujon in Verbindung gebracht, einem chemischen Bestandteil des Wermutkrauts, einer der Hauptzutaten von Absinth. Thujon wurde fälschlicherweise für eine Reihe von negativen psychischen und physischen Effekten verantwortlich gemacht, darunter Krämpfe, Halluzinationen und geistige Degeneration.
Die steigende Besorgnis über die gesundheitlichen Auswirkungen von Absinth wurde durch eine Reihe von gesellschaftlichen Veränderungen in Frankreich um die Jahrhundertwende verstärkt. Die Temperenzbewegung gewann an Einfluss und förderte die Idee, dass Alkoholkonsum moralisch verwerflich und schädlich für die Gesellschaft sei. Die Weinindustrie, die durch die Reblauskrise in den 1860er und 1870er Jahren stark gelitten hatte, unterstützte das Verbot von Absinth, um den Wein als sicherere Alternative zu fördern und ihren Marktanteil wiederzuerlangen.
Das Verbot von Absinth in Frankreich wurde schliesslich im Jahr 1915 vollzogen. Dieses Verbot fiel in eine Zeit grosser nationaler Anspannung, da Frankreich mitten im Ersten Weltkrieg stand. Die Regierung suchte nach Wegen, die öffentliche Ordnung und Moral zu stärken, und das Verbot von Absinth wurde als ein Mittel gesehen, dieses Ziel zu erreichen.
Der Konsum und die Herstellung von Absinth wurden als eine Bedrohung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung angesehen, insbesondere der Soldaten, die in den Schützengräben kämpften.
Interessanterweise endete das Verbot von Absinth in Frankreich nicht mit dem Ende des Krieges. Es blieb für viele Jahrzehnte in Kraft und wurde erst im Jahr 2011 vollständig aufgehoben, als die Europäische Union die Herstellung und den Verkauf von Absinth unter strengen Auflagen wieder erlaubte.
Die Geschichte des Verbots von Absinth in Frankreich ist ein faszinierendes Kapitel in der kulturellen und sozialen Geschichte des Landes. Sie spiegelt die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Gesellschaft und Gesetzgebung wider und bietet wertvolle Einblicke in die Art und Weise, wie Alkohol die öffentliche Wahrnehmung und Politik beeinflussen kann.
Newsletter Abonnieren