Absinthe, oft als „Die grüne Fee“ bezeichnet, ist ein starkes alkoholisches Getränk, das wegen seines hohen Thujon-Gehalts und der damit verbundenen psychoaktiven Wirkung sowohl berühmt als auch berüchtigt ist. Die Geschichte von Absinthe ist eine Mischung aus Mythos, Medizin und Moral, die sich über mehrere Jahrhunderte und Kulturen erstreckt. In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, führten gesundheitliche Bedenken und moralische Panik zu einem Verbot des Getränks.
Die Ursprünge und die Blütezeit von Absinthe
Absinthe wurde ursprünglich in der Schweiz Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt und gewann im 19. Jahrhundert vor allem in Frankreich Popularität. Künstler und Schriftsteller der Bohème wie Vincent van Gogh, Oscar Wilde und Arthur Rimbaud trugen zur Mythologie von Absinthe bei, indem sie es in ihren Werken verherrlichten und öffentlich konsumierten. Diese kulturelle Verbindung trug dazu bei, Absinthe das Image eines geheimnisvollen, fast magischen Elixiers zu verleihen.
Die wachsende Besorgnis und das Verbot in Deutschland
In Deutschland wurde Absinthe zu Beginn des 20. Jahrhunderts populär, stiess jedoch bald auf Widerstand. Die wachsenden Sorgen um die öffentliche Gesundheit, angeheizt durch die damals verbreitete Ansicht, dass Thujon, ein Bestandteil des für Absinthe charakteristischen Wermuts, neurotoxisch sei, führten zu einer zunehmenden Stigmatisierung des Getränks. Medizinische Berichte der Zeit schrieben Absinthe eine Reihe von negativen psychischen und physischen Effekten zu, von Halluzinationen bis hin zu schweren neurologischen Schäden.
Die negative öffentliche Wahrnehmung von Absinthe erreichte schliesslich ihren Höhepunkt, als mehrere Länder in Europa und Amerika das Getränk verboten. In Deutschland wurde Absinthe im Jahr 1923 verboten. Dieses Verbot war Teil einer breiteren Bewegung gegen Alkohol, die auch in anderen Ländern zu ähnlichen Massnahmen führte.
Die Aufhebung des Verbots und die moderne Renaissance
Das Verbot von Absinthe hielt viele Jahrzehnte an, bis es im frühen 21. Jahrhundert zu einer Neubewertung und schliesslich zur Legalisierung von Absinthe kam. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten, dass die früheren Bedenken bezüglich des Thujon-Gehalts übertrieben waren. Moderne Absinthe-Produkte müssen sich strengen Regulierungen unterziehen, die den Thujon-Gehalt begrenzen.
In Deutschland wurde das Verbot von Absinthe im Jahr 1998 aufgehoben. Diese Entscheidung spiegelte ein verändertes Verständnis über die Effekte und Risiken von Absinthe wider und führte zu einer Renaissance des Getränks. Heute ist Absinthe wieder in vielen deutschen Bars und Spirituosengeschäften erhältlich und erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit, sowohl unter Kennern als auch bei neuen Geniessern, die fasziniert sind von seiner reichen Geschichte und mystischen Aura.
Fazit
Die Geschichte von Absinthe in Deutschland ist ein Spiegelbild der wechselvollen Beziehung zwischen Gesellschaft, Kultur und Substanzen, die als kontrovers oder gefährlich angesehen werden. Das Auf und Ab von Absinthe zeigt, wie sich Einstellungen und Gesetze im Laufe der Zeit ändern können, oft als Reaktion auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und veränderte kulturelle Wahrnehmungen. Absinthe bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Kulturgeschichte der Getränke.
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